Anno Schreier: WUNDERLAND – Theater Freiburg

© Fotos: Laura Nickel

Besetzung WUNDERLAND

Termine / Theater Freiburg

Pressestimmen:

NEUE MUSIK ZEITUNG online am 06.11.2018

„Wie die Mezzosopranistin und der Bariton in verschiedene Rollen schlüpfen, so zieht sich der Karlsruher Komponist für die einzelnen Szenen auch musikalisch unterschiedliche Kostüme an. (…) Librettist Alexander Jansen verzichtet auf eine klare Handlung und lässt Alices Reise eher wie ein Traum ablaufen. (…) Aber am Freiburger Theater (Kleines Haus) schaffen es Regisseur Jörg Behr und sein Ausstatter Marc Weeger (…) trotzdem, zwischen Karussell und überdimensionierter Sanduhr eine Geschichte vom Erwachsenwerden zu erzählen (…) Die Sopranistin Irina Jae Eun Park ist in ihrem blauen Mädchenkostüm eine zarte Alice, die mit einer sehr beweglichen Stimme und klarer Diktion die Titelfigur zum Leben erweckt. Julienne Mbodjé und John Carpenter reichern dieses Wunderland mit skurrilen Gestalten an. (…) Anno Schreier (…) variiert auch die Besetzung (musikalische Leitung: Daniel Carter). Da können auch mal ausschließlich Schläge auf der Conga (Tilmann Collmer) eine Szene prägen wie bei Dideldum und Dideldei. Die Gedanken der bekifften Raupe werden mit den wie improvisiert klingenden Girlanden der Klarinette (Sonja Villforth) in Szene gesetzt. Beim Lied des Zimmermanns spielt Sänger John Carpenter sogar selbst die Ukulele. Alice lässt sich vom Saal der verschlossenen Türen bis zur Grinsekatze treiben, die Julienne Mbodjé mit geschmeidigen Bewegungen und feinem Legato zu einem echten Höhepunkt werden lässt. (…) Am Ende ist für Alice das Tor zur Kindheit verschlossen – aber die Kraft der Fantasie hat sie auf ihrer Reise entdeckt.“
Georg Rudiger: Musikalisch mäandernd – Anno Schreiers „Wunderland“ am Theater Freiburg“
Badische Zeitung am 06.11.2018
Spiel und Zeit.(…) Links ist ein Karussell zu sehen, rechts eine überdimensionale Sanduhr. Dazwischen, auf der erhöhten Hinterbühne, die kostümierte vierköpfige Combo. Anno Schreiers Songzyklus „Wunderland“ auf der Basis von Lewis Carrolls Kinderbuch-Klassiker hatte jetzt im Kleinen Haus des Freiburger Theaters Premiere. Alice – das Mädchen zwischen Märchen und Realität, sprich: den Usancen des Erwachsenseins.(…) Eine Identitätsfindung in 16 Stationen, zu denen Schreier (…) eine höchst anregende Musik geschaffen hat… Alice als Suchende, manchmal auch als fast schon Getriebene, die Stress bekommt. Irina Jae Eun Park im hellblauen Kleid der bürgerlichen Wohlanständigkeit gibt ihrer Partie schöne Sopranlyrik. Beweglich und nicht nur im Outfit versiert zeigen sich die Mezzosopranistin Julienne Mbodjé und der Bariton John Carpenter. (…) Abwechslung ist angesagt. Mit leichter Hand kultiviert Schreier den Stilmix und die offene Form, die sich dann in der Summe der Songs runden und bestens zu einer Gesamtheit fügen.
Zum Erfolg des Unternehmens trägt Jörg Behrs Regie bei, indem sie die Musik visuell stützt und bisweilen überhaupt erst den Märchencharakter kreiert. Wo Skurriles und Absurdes nah und Tugenden (wie „Ich komme nie zu spät“) oder Kulinarisches (dass die Suppe mundet) der Erwähnung wert sind. Rollen- und Kostümtausch (Ausstattung: Marc Weeger) funktionieren wie am Schnürchen. Aller Rätsel Lösung ist eben die Fantasie. Die sollten wir uns daher bewahren. (…)
Im Ernst: Alice durchläuft einen Reifungsprozess. Ein bisschen (Bühnen-)Action gehört dazu. In der musikalischen Adaption hat Carroll noch zusätzlich gewonnen. Unter anderem durch die Verdichtung. Der inszenierte Songzyklus, jene einstündige, nun vom Freiburger Premierenpublikum mit betonter Zustimmung quittierte Produktion, ist für Leute ab zehn Jahren gedacht – und durchaus zu empfehlen (…) Komponist Anno Schreier ist zweifellos ein Könner.
„Wenn die Fantasie alle Rätsel löst“ von Johannes Adam.