Joseph Haydn: IL MONDO DELLA LUNA – Osterfestspiele Baden-Baden

© Fotos: Jochen Klenk

Besetzung IL MONDO DELLA LUNA

Pressestimmen:

BADISCHES TAGBLATT, Dienstag 22. März 2016

„(…) Das Kontrastprogramm zur „großen“ Wagner-Oper im Festspielhaus hat im Theater Baden-Baden eine Bühne von exakt passender Größe gefunden. Schließlich wird die „Welt auf dem Mond“ ja nur schnell zusammen improvisiert damit die zwei jungen Paare dem alten Bonafede die Einwilligung zur Doppelhochzeit, vor allem aber sein Geld abluchsen können. (…)
Nicht umsonst bezeichnete Haydn seine Vertonung nicht harmlos als Singspiel, sondern als dramma giocoso, denn die fröhlich verdrehte Welt auf dem Mond mündet in bitteren Streit. Jörg Behr unterstreicht in seiner Inszenierung für die Osterfestspiele die zynischen Züge des Textes. So richtig sympathisch sind sie alle nicht, die Menschen um den alten Bonafede. Der keineswegs steinalt ist, sondern innerlich versteinert nach dem Verlust seiner Frau. Patrick Zielke erweist sich in dieser Rolle als hervorragender Darsteller, der Bonafedes abweisende, verbitterte Haltung überzeugend vermittelt. Sein metallisch glänzender Bass hat ausreichend Wucht, um das auch stimmlich deutlich zu machen. Zielke schafft es, Bonafedes vermeintlichen Ausflug auf den Mond als eine Lösung aus der inneren Erstarrung zu zeigen.
Leider geht es den anderen nicht um eine Therapie, sondern darum, ihre Wünsche durchzusetzen. Bonafedes Tochter Clarice will weg und heiraten, unbedingt. Victoria Kunze legt den fast schon verzweifelten Willen der Tochter in jede ihrer souverän gesungenen Koloraturen. Ihr Verehrer Ecclitico ist mindestens ebenso hinter ihrer Mitgift her wie hinter Clarice selbst. Moritz Kallenberg verfügt über einen geschmeidigen Tenor und beherrscht die Balance, sowohl Eccliticos Durchtriebenheit wie dessen Zuneigung zu Clarice deutlich zu machen.
Das Personal ist auch nicht ohne. Diener Cecco will Kollegin Lisetta heiraten. Startkapital will er auch. Aber erst einmal muss er Ecclitico Geld geben, damit der Bonafede einen Schlaftrunk verabreicht und eine künstliche Mondwelt bastelt. Nikolaus Pfannkuch zeigt, wie Cecco in seiner Rolle als Mondkaiser endlich mal richtig aufdrehen kann.
Seine Lisetta allerdings treibt gegen Bares gern erotische Spielchen mit ihrem Chef Bonafede. Joyce de Sousa lässt in ihrem dunkel timbrierten Mezzosopran anklingen, dass Lisetta diese Spielchen sogar Spaß machen.
Die ursprünglichen Nebenrollen wurden gestrichen und durch Birgit Bücker ersetzt, die mit ihrer wunderbaren Sprechstimme Bonafedes Frau beziehungsweise die Erinnerung an sie gibt. Auf diese Weise erhält das Stück eine reizvolle Nachdenklichkeit.
Auch der Schluss wird so glaubhafter. Denn auf Bonafedes kindliche Begeisterung für die vermeintlich bessere Mondwelt folgt natürlich das böse Erwachen. Er ist zu tief verletzt, um den Betrug einfach mit einem Glas Sekt herunter zu spülen. Da muss schon die Stimme der Erinnerung zu ihm sprechen, damit es doch noch eine Versöhnung gibt. Die komische Seite kommt bei alldem nicht zu kurz.(…)“
„Böses Erwachen für den Mann auf dem Mond“ von Nike Luber

DIE DEUTSCHE BÜHNE online, 21. März 2016

„Alte Männer sind gefährlich und wollen betrogen werden. Mit buffoneskem Charme konzentriert sich Jörg Behrs Inszenierung auf diese Aussagen der köstlichen Verkleidungs- und Typen- Komödie. Verspielt versammeln sich um den alterssturen Bonafede, der Zigaretten rauchend wie ein fetter Buddha auf einer weiß überzogenen Chaise hockt, seine Tochter Clarice, deren Galan Ecclitico sowie das ebenfalls verliebte Diener-Paar Lisetta und Cecco.
Bonafedes abhanden gekommene (verstorbene?) Frau tritt als schwarz verschleiertes Geisterwesen, als sein schlechtes Gewissen auf und ist Erzählerin gleichermaßen. Anrührend und geheimnisvoll gibt Birgit Bücker die Sprechrollen-Figur und gleich zu Beginn auch Bonafedes Seelenzustand preis: „Er betrachtet die Scherben seines Ehelebens“. Die Astrologie, der Blick auf nächtlich glänzende Gestirne bleibt sein einziges Vergnügen. Das machen sich beide Liebespaare zunutze, denen Bonafedes Heiratsverbote und Geiz im Wege stehen. Mit Hilfe eines verabreichten Zaubertranks gaukeln sie dem Alten eine gemeinsame Reise zum Silbermond vor und zelebrieren einen Mummenschanz mit tanzenden Nymphen beim Mond-Kaiser auf einer schräg zur Bühnenrampe gekippten Mondlandschaftsscheibe (Ausstattung Marc Weeger).
Bald preist Bonafede in Trance sein „unfassbares Glück“ in der Welt des Mondes, willigt in die Heiraten der Mädchen ein und schenkt ihnen, nachdem sich (in die Realität zurückversetzt) seine Wut über das Ränkespiel gelegt hat, am Ende sogar sein Vermögen. Wie in einer Paraderolle scheint sich Patrick Zielke wohlzufühlen. Sein Bonafede brilliert mal (in der Mondbeschreibungs-Arie „Che mondo amabile“) mit träumerisch weichem, mal (im Dialog) mit energisch klarem Bass und totalem Körpereinsatz. Über durchaus vergleichbare vokale und mimische Qualitäten verfügen auch seine (…) Mitstreiter des spielfreudigen Ensembles. (…)“
„Mondsüchtiges Glück“ von Eckehard Uhlig